Dass Ego nicht mit wahrem Selbstbewusstsein zu verwechseln ist, musste ich schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Hier eine kurze Geschichte aus meiner Zeit als Teenager, die mich bis heute geprägt hat:
Ich wollte besser sein als die anderen. Besser als Du. Besser als alle. Der Beste überhaupt.
Ich wollte auf meine Leistung stolz sein können und dadurch selbstbewusst und unangreifbar werden.
Vor allem wenn es um die Musik ging, war ich als Teenager davon geradezu besessen und übte dem entsprechend stundenlang verbissen mit meiner Posaune – bis zu einem Punkt, an dem ich meine Lippen kaum noch spürte.
Mit jedem kleinen Fortschritt und Erfolg hatte ich das Gefühl mehr wert zu sein. „Wenn ich nur mehr übe, dann wird die Welt mein Talent erkennen und ich auf den großen Bühnen spielen!” Das war mein Glaube und zugleich mein Verderben. Denn dass in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall war, war mir nicht bewusst.
Ich verwechselte Selbstbewusstsein mit Ego. Ich definierte mich durch meine Fähigkeiten am Instrument und baute meine Identität darauf auf. Das dies auf langer Dauer nicht gut geht, bemerkte ich spätestens, als ich anfing Musik zu studieren. In meinem zweiten Studienjahr war ich auf allen möglichen Hochzeiten unterwegs und spielte so viel, dass ich am Ende nur noch meinen Posaunenkoffer ansah und eine pure Abneigung verspürte. Die Diagnose lautete: Burn-out. Die Motivation, aus der heraus ich handelte, war geprägt von Angst, und kostete mich schließlich fast den Kopf.
Stell Dir vor, Du hast Hunger und vor Dir steht eine Schale Chips. Du fängst an zu essen. Während Dein Magen nur registriert, dass Du irgendetwas aufnimmst, hast Du das Gefühl, Du könntest essen, essen und essen.
Szenenwechsel.
Du hast wieder Hunger. Diesmal steht allerdings ein Teller mit einem feinen 260g Steak vom Biobauern neben an auf dem Tisch. Du isst und mit jedem Bissen merkst Du, wie sich nach und nach Dein Magen füllt und die Sättigung einsetzt.
Meine Frage an dieser Stelle an Dich: Was isst Du lieber – Chips oder Steak?
Während Du bei den Chips das Gefühl hast, Du könntest unentwegt essen, stellt sich bei dem Steak ein Sättigungsgefühl ein, das nicht nur für fünf Minuten andauert, sondern über Stunden hinweg vorhält. Ähnlich geschieht es um Dein Ego bzw. Selbstwertgefühl. Während Du bei einem Ego geprägten Charakter jederzeit nach Bestätigung suchst, weißt Du bei einem gesund ausprägten Selbstbewusstsein, wer Du bist und wo Du stehst. Dein Ego drängt Dich in die Abhänigkeit von anderen Menschen, die Dich bestätigen. Dein gesundes Selbstwertgefühl dagegen lässt Dich mit Gelassenheit handeln.
Wenn ich meinen Klienten dieses Prinzip zum ersten Mal erläutere, höre ich oft: „Aus dem Ego heraus handeln nur die Anderen, aber ich habe wahren Selbstwert.” Wenn Du herausfinden willst, wie es bei Dir ausschaut, empfehle ich Dir jetzt folgenden Artikel:
Der Unterschied zwischen wahrem Selbstbewusstsein und aufgeblasenem Ego
Vom Herzen alles Gute
– Dein m
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